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Mit Herz und Weitblick: Ein Jahr Genossenschaft

vonMax Beckmannam29.06.2017
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Eine Giraffe fällt bei der Geburt nach langer Tragezeit aus zwei Metern Höhe zu Boden.

Am 22. Juni 2016 passierte es: Nachdem wir monatelang über Mitbestimmung, Verantwortlichkeiten und Strukturen diskutiert hatten, erblickte die Wigwam Genossenschaft das Licht der Welt. Plötzlich waren wir noch mehr als Mitglieder des Wigwam-Teams, wir waren jetzt auch Genoss*innen – und damit auch jede*r Einzelne Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*in in Personalunion. Es gab keine Geschäftsführer*innen mehr, dafür einen Vorstand, einen Aufsichtsrat, eine Satzung. Rumms – Willkommen im neuen Leben!

Sicher, Selbstorganisation haben wir schon immer geliebt und gelebt. Das für uns ungewohnt formelle Gründungsprotokoll („Sitzung geschlossen um 12:51 Uhr“) der eigenen Genossenschaft in den Händen zu halten gab uns ein neues Gefühl von „Das ist unser gemeinsames Baby“. Von nun an führten wir das Wigwam auch rechtlich und damit ganz offiziell gemeinschaftlich.

Die Beine neugeborener Giraffen sind bereits weit entwickelt. Nach einer Stunde können sie stehen, nach wenigen Stunden fangen sie an zu laufen.

Es dauerte nicht lange, bis unsere Genossenschaft auf ihren eigenen Beinen stehen und ihre ersten Schritte machen konnte. Anfangs durchaus noch etwas wackelig: Wie arbeitet ein Vorstand? Was genau sind eigentlich die Aufgaben des Aufsichtsrats? Wie schreiben wir eine Geschäftsordnung für unsere Gremien? Wie führen wir gemeinsam ein Unternehmen? Wir alle hatten vor der „Geburt“ keine genauen Antworten auf diese Fragen, höchstens ungefähre Vorstellungen.

Doch die Schritte wurden mit der Zeit sicherer und selbstbewusster. Mit Spaß und Experimentierfreude machten wir uns daran, unseren ganz eigenen Umgang mit den auf den ersten Blick so bürokratischen Strukturen zu gestalten (z.B. muss jedes Vorstandsprotokoll ausgedruckt und von allen unterschrieben werden). Zweifellos haben wir dabei eine Menge gelernt. Über Theorie und Praxis des Genossenschaftsrechts, aber natürlich auch über uns:

Wigwam ist ein Organismus mit eigener Intelligenz. Kontrolle abgeben und sich der Intelligenz hingeben.

Katja

Culture eats strategy for breakfast … auch (und erst recht) im Wigwam.

Malte

Bei aller Einsicht: Vergiss nicht die Aussicht!

Eugen

Giraffen gelten als die Tiere mit den größten Herzen und haben dank ihres langen Halses einen großartigen Überblick.

Ein ganzes Jahr ist unsere Genossenschaft nun schon alt. Gefeiert wurde standesgemäß mit einer ordentlichen Generalversammlung. Die ist quasi auch gleichzeitig unser eigenes demokratisches Labor, um die großen Fragen der Mitbestimmung, Verantwortung und Gerechtigkeit in unserem Wigwam mit Leben zu füllen. Denn es wurde vorab diskutiert, beschlossen und dann schließlich abgestimmt. Et voilà: Zum Geburtstag gab es einen neuen Vorstand, bestehend aus Matthias R., Katja, Mariusz, Sabine, Robert und Gitanjali …

… und einen neuen Aufsichtsrat, der sich aus Eugen, Julia K., Mathias T. und Lotte zusammensetzt.

Fünf Mitstreiter*innen sind also frisch dabei oder haben das Gremium gewechselt. In beiden Gremien haben wir außerdem ein ausgeglichenes Verhältnis von Frauen und Männern.

Auch das ist Ausdruck des genossenschaftlichen Miteinanders im Wigwam: Wir wollen weiter gemeinsam die Pfade des Wandels beschreiten, gemeinsam Verantwortung übernehmen, immer wieder nach innen gucken und uns hinterfragen. Das Wigwam ist und bleibt in Bewegung.

Auf geht’s, Genossinnen und Genossen! Mit viel Herz und Weitsicht ins zweite Jahr Genossenschaft.

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